Öffentliche Führung Onkologie
Mittwoch, 8. Januar, 17.30 bis 18.30 Uhr - Ohne Anmeldung
EVA APPEL
„Einmal kamen einer Patientin direkt die Tränen, als ich sie fragte: ‚Möchten Sie vielleicht eine Bettflasche?’ Dabei habe ich nur gesehen, dass ihr kalt ist, dass sie gefroren hat. Sie hat mir dann erklärt, dass ihr noch nie jemand eine Bettflasche gemacht hat“, erzählt Elisabet Paulo, die als Pflegeperson im Notfall/Walk-in arbeitet. Mitunter sind es die ganz einfachen Dinge, mit denen die Pflegenden den Patientinnen und Patienten einen guten Dienst erweisen. Aber: „Hinschauen muss man, den Menschen wahrnehmen, um zu merken, was einer braucht – jetzt und hier.“ Dies gilt ganz besonders im Notfall, denn: Jeder Mensch, der den Spital-Notfall aufsucht, ist in einer akuten persönlichen Krisensituation, ist in Not, braucht schnell Hilfe.
So auch an einem späten Sonntagabend. Ein älterer Herr wird von seiner Frau in die Klinik Arlesheim gebracht. Er hat sich zu Hause sehr unwohl gefühlt. Seine Frau setzt ihn kurzerhand ins Auto und fährt zur Klinik. Auf dem Weg dorthin ist er plötzlich nicht mehr ansprechbar. In der Klinik wird der Mann sofort auf die Notfallstation gebracht. Kurz bevor diese erreicht ist, verliert er das Bewusstsein und wird reanimiert. Der Mann kommt wieder zu sich. Auf der Notfallstation und später auf der Station für Innere Medizin wird er von den Ärztinnen und Ärzten sowie dem Pflegeteam weiterversorgt. Nach erfolgreicher Behandlung geht er gesund und gestärkt nach Hause. „Noch heute sehe ich ihn manchmal im Ort beim Einkaufen. Dann freue ich mich“, erzählt Silvia Wälti, die als Pflegefachfrau seit über 30 Jahren an der Klinik Arlesheim arbeitet, davon viele Jahre auf der Notfallstation. Eigentlich wäre sie schon pensioniert, aber sie hänge noch ein Jahr dran, sagt sie, „weil es Freude macht – immer noch“.
Die Pflegefachperson legt dem Notfall-Patienten einen Bauchwickel an.
Wähle ich die Notrufnummer der Klinik Arlesheim oder komme ich persönlich vorbei, wird eine Pflegefachperson mein erster Kontakt sein. Sie wird mich anhören, die Lage nach dem bewährten Manchester-System einschätzen und die nötigen nächsten Schritte einleiten. Ab diesem ersten Kontakt und der Aufnahme sind die Pflegefachpersonen an der Seite der Patientinnen und Patienten.
„Die besondere Stärke der Pflegenden in den Notfall- Bereichen der Klinik Arlesheim ist es, die Situation schnell zu erfassen, zu handeln und bei allen medizinischen Behandlungen das Ganze nicht aus den Augen zu verlieren, das Menschliche. Schnell eine Verbindung zur Patientin, zum Patienten aufzubauen, ist uns sehr wichtig“, sagt Rebekka Lang, die für die Ausbildung der Pflegenden an der Klinik Arlesheim zuständig ist. Das bestätigt Silvia Wälti: „Wenn jemand auf den Notfall kommt, schauen wir zuerst auf zwei Sachen: Welche Beschwerden wiegen am schwersten? Und: Was braucht die Person gerade jetzt am meisten? Dabei zählt der Gesamteindruck; die körperlichen Beschwerden gehören dazu, aber auch, ob jemand sehr aufgeregt ist oder sich vielleicht grosse Sorgen um den betagten Vater macht. Hier setzen wir an, lindern Schmerzen und unterstützen, damit der Mensch wieder zu sich kommt.“
Rund um die Uhr sorgen die Pflegenden für die Patientinnen und Patienten und unterstützen sie auf ihrem Weg durch den Notfall, die Krisensituation, die Krankheit – im ambulanten Walk-in genauso wie während einiger Stunden auf der Notfallstation oder einiger Tage im Intermediate-Care-Bereich.
Den Patientinnen und Patienten kommt zugute, dass die Mitarbeitenden, die auf der Notfallstation und dem IMC arbeiten, eine Fachweiterbildung im IMC-Bereich für die Betreuung intensivpflichtiger kranker Menschen absolviert haben. „Demnächst werden es alle sein. Das ist eine Besonderheit an der Klinik Arlesheim und nicht Standard“, erklärt die Leiterin der Station Pflege Notfallstation/IMC und Pflegedienstleiterin Innere Medizin, Fatima Henni. Zudem sind sie in Anthroposophischer Pflege geschult.
Für die Patientinnen und Patienten sind die Pflegenden während ihres Aufenthalts wichtige Bezugs- und Ansprechpersonen. Insbesondere auf der Notfallstation/IMC übernehmen sie die Überwachung der Vitalfunktionen sowie die medizinische Pflege und geben die verordneten Medikamente. Wenn nötig übernehmen sie die Körperpflege und sorgen für Nahrungsaufnahme und Bewegung. Sowohl im ambulanten Walk-in als auch auf der Notfallstation/IMC verschaffen die Pflegefachpersonen den Patientinnen und Patienten mit Wickeln, Auflagen, Salbenauflagen, Fussbädern und Rhythmischen Einreibungen Erleichterung und zeigen, wie man die eine oder andere Anwendung auch zu Hause machen kann.
Die Pflegenden sind aufmerksam für jede Veränderung und Entwicklung der Kranken und geben ihre Beobachtungen an die Ärztinnen und Ärzte weiter. Oder sie erklären dem kranken Menschen eine Untersuchung oder Behandlung, die von der Ärztin oder dem Arzt verordnet wurde, gern noch einmal genau. Auch ein Gespräch mit Angehörigen von Patientinnen und Patienten gehört hin und wieder dazu. So nehmen die Pflegenden eine wichtige Rolle als Vermittler und Bindeglied wahr. Der Austausch zwischen Pflegenden und Ärztinnen und Ärzten geniesst an der Klinik Arlesheim über Hierarchien hinweg einen grossen Stellenwert. Immer werden die Patientinnen und Patienten im Team behandelt, zu dem Therapeutinnen und Therapeuten hinzukommen, wenn es angezeigt ist.
„Ich sehe mich auch immer als Entwicklungshelferin“, erklärt Rebekka Lang. „Das heisst, dass ich als Pflegende die Patientinnen und Patienten auf dem Weg durch ihre Krankheit begleite. Ich schaue, wie die Person jetzt ist, was sie braucht und wie ich sie unterstützen kann, damit Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht kommen.“
„Den Menschen, der zu uns kommt, wahrnehmen, in seiner Situation und seiner Not, ohne zu werten, und tun, was nötig ist, damit er sich besser fühlt – das ist meine Aufgabe“, sagen auch Silvia Wälti und Elisabet Paulo. „Und dafür erfahren wir von den Patientinnen und Patienten viel Dankbarkeit“, berichtet Silvia Wälti.
Dieses Wahrnehmen, das echte Begegnung möglich macht, fängt bei den Pflegenden übrigens schon an, bevor sie sich der Patientin oder dem Patienten zuwenden. Da ist vorher immer ein Moment des Innehaltens, der Sammlung, der Konzentration und der Ausrichtung auf den kranken Menschen. Für die Patientinnen und Patienten geschieht dies im Verborgenen. Doch sie spüren, wenn die Pflegenden dann ganz bei ihnen sind, ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit schenken.
Elisabet Paulo |
Die Geburtsstation war ihr erster Arbeitsplatz in der Klinik Arlesheim. „Mit all den vielen kleinen Kindern, die überall herumgewuselt sind, das war schön.“ Vier Jahre lang arbeitete sie dort, bis sie 2010 auf die Station Innere Medizin wechselte. Seit 2018 ist die ausgebildete Sprechstundenassistentin im Bereich Notfall tätig, seit Januar 2021 hauptsächlich im Notfall/Walk-in.
Kontakt: elisabet.paulo@klinik-arlesheim.ch |
Rebekka Lang |
Seit 2008 an der Klinik Arlesheim tätig als dipl. Pflegefachfrau, seit 2012 vermehrt Aufgaben in der Ausbildung, heute Ausbildungsverantwortliche Pflege. Grundkurs Anthroposophische Pflege. Expertin Rhythmische Einreibungen IFAN.
Kontakt: rebekka.lang@klinik-arlesheim.ch |
Silvia Wälti |
Arbeitet als Pflegefachfrau seit über 30 Jahren an der Klinik Arlesheim, viele Jahre im Bereich Notfall. Dort hat sie alle Weiterentwicklungen vom Einrichten des ersten Überwachungszimmers (1992) über den Notfall mit 24-Stunden-Aufnahmebereitschaft bis hin zur heutigen Walk-in/Notfall/IMC-Einheit stets gerne mitgemacht und mitgestaltet. Ihr besonderes Augenmerk gilt der Heilpflanzenmedizin und dem anthroposophischen „Pflegehandwerk“ der Äusseren Anwendungen und Einreibungen. Kontakt: silvia.waelti@klinik-arlesheim.ch |
Fatima Henni M. A. |
Seit August 2020 an der Klinik Arlesheim tätig als Pflegedienstleiterin Innere Medizin, Stationsleitung Pflege Notfall/IMC und Co-Leitung Unternehmenseinheit Innere Medizin. Pflegefachfrau mit Fachweiterbildung Intensivpflege Master Organisationsentwicklung „Die Klinik Arlesheim verbindet zwei Leidenschaften von mir, die man nicht oft an einem Ort findet: die Psychiatrie und die Akutsomatik – mit dem Plus der Anthroposophie, in der ich mich jetzt bewegen und mitgestalten darf.“ Kontakt: fatima.henni@klinik-arlesheim.ch |