Die Anthroposophische Medizin versteht sich als eine moderne Integrative Medizin. Unter Integrativer Medizin wird die Kombination von Behandlungen der konventionellen Medizin mit Verfahren der komplementären Medizin verstanden. Die Anthroposophische Medizin verwendet neben medikamentösen Therapien auch nicht-pharmakologische Therapien, wie pflegerische Therapien, Rhythmische Massage, Physiotherapie, Psychotherapie, Biographie-Arbeit und psychoonkologische Betreuung, Eurythmietherapie (Heileurythmie), Künstlerische Therapien wie Mal- und Gestaltungs- bzw. Plastiziertherapie, Musiktherapie, therapeutische Sprachgestaltung und Sprachtherapie, die allesamt an unserer Klinik praktiziert werden 1 2.
Nach der Definition des Konsortiums der akademischen Zentren für integrative Medizin in der USA (CAHCIM) berücksichtigt die Integrative Medizin evidenzbezogene geeignete Therapien aus der konventionellen und komplementären Medizin. Sie berücksichtigt die gesamte Medizin und fußt auf einer Heilungs-Orientierung, integriert die Patientenperspektive sowie betont die Bedeutung der Arzt/Therapeuten-Patientenbeziehung 3. Aus Sicht der Anthroposophischen Medizin ist noch darüber hinaus die biographische Situation der Patienten von besonderer Bedeutung 1.
Diese besonderen Charakteristika der Integrativen Medizin im Allgemeinen und der Anthroposophischen Medizin im speziellen reflektieren die Forschungsfragen und Forschungsmethoden, welche die Forschungsabteilung der Klinik Arlesheim in ihren diesbezüglichen Forschungsprojekten berücksichtigt.
In diesen Forschungsarbeiten untersucht sie Konzepte sowie nicht-pharmakologische und pharmakologische Therapien aus der Anthroposophischen Medizin und Integrativen Medizin. Dabei erfolgt gerade auch im klinischen Zusammenhang bei chronischen Erkrankungen oft eine Behandlung mittels multimodaler integrativmedizinischer Therapien. Um diesen Ansatz auch methodisch abzubilden, erfassen wir multidimensional die Patienten-Perspektive mittels (Patient-reported Outcomes) z.B. durch Fragebögen die Lebensqualität, Symptomlast sowie die Ausprägung der Selbstheilungsressourcen und der autonomen Regulation erfassen. Diese werden ergänzt mit physiologischen Messmethoden, welche die Tagesrhythmik und autonome Funktionen in unterschiedlichen Dimensionen erfassen können.
Auf diese Weise finden aktuell Untersuchungen zu Wirkungen, Zweckmässigkeit, Konzepten und in Planung zur Wirksamkeit der therapeutischen Verfahren statt. Dabei werden auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Die Forschungsprojekte werden interprofessionell mit Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten, Pflegenden und anderweitig unterstützenden Mitarbeitenden durchgeführt.
Die Projekte finden häufig in Kooperation mit Universitäten, anderen Kliniken und Forschungseinrichtungen statt.
Das richtige Design klinischer Studien, die korrekte Anwendung von Methoden, die vernünftige und sinnvolle Datenerhebung, sowie die Einhaltung ethischer Richtlinien stellen Voraussetzungen dar, um wissenschaftliche Fragestellungen beantworten zu können. Dabei liegt unser Fokus auf klinische Forschung, Versorgungsforschung und Validierungsuntersuchungen. Methodisch erfolgen Fragebogenerhebungen und physiologische Messungen sowie Datenbankauswertungen klinischer Routinedaten.
Die Forschung an unserer Klinik wird finanziert durch Zuwendungen von Stiftungen und Spenden.
Einen hervorgehobenen Stellenwert für die Forschungsabteilung der Klinik Arlesheim hat die Evaluationen der menschlichen Selbstheilungskräfte, da deren gezielte Anregung und Unterstützung in fundamentaler Weise die eher pathogenetisch orientierte symptomfokussierte Behandlung ergänzt. Zudem haben sie gerade auch im therapeutischen Ansatz der Anthroposophischen Medizin eine hervorgehobene Bedeutung. Wir unterscheiden dabei die eher psychische und mental orientierte Salutogenese mit der Erfassung z.B. des Sense of Coherence nach Antonovsky 4 oder Konzepten der Internen Kohärenz (ICS) 5 von der mehr physiologisch orientierten Hygiogenese 6. Die daran beteiligten Regulations- und rhythmologischen Prozesse können u.a. mittels Normalisierungsuntersuchungen erfasst werden 7. Ferner besteht die Möglichkeit hier mittels neuerer reliabler (verlässlicher) und valider Fragebogeninventare wie z.B. zur autonomen Regulation den Regulationszustand auf unterschiedlichen Funktionsbereichen zu erfassen 8.
„Studieren Sie den Rhythmus, Rhythmus trägt Leben“ antwortete Rudolf Steiner, als Rudolf Hauschka ihn nach dem Wesen des Lebens fragte 9. Diese Hinweise trugen zu Untersuchungen zur Rhythmusforschung im wissenschaftlichen Kontext der Anthroposophischen Medizin bei. Dieser methodische Schwerpunkt ist in starkem Masse mit dem Namen von Prof. Dr. med. Gunther Hildebrandt (1924-1999) und seinen Schülern verbunden. Neben Prof. Dr. med. Franz Halberg in den USA (1919-2013) – war Hildebrandt einer der Pioniere der modernen Chronobiologie und Chronomedizin. Die Chronobiologie hat wesentliches Neuland im naturwissenschaftlichen sowie naturphilosophischen Verständnis von Lebensprozessen beschritten und ist fester Bestandteil moderner medizinischer Forschung geworden. Dabei hat insbesondere der Zirkadianrhythmus als endogenen Rhythmus von 24.2 – 24,8 Stunden einen besonderen Stellenwert eingenommen 10 11. Der Zirkadianrhythmus ist der am besten untersuchte und bedeutendste Rhythmus des Menschen, der die Schlaf-/Wach-, bzw. Ruhe-/Aktivitätsregulation reflektiert. In diesem Zusammenhang weisen der Melatonin- oder Körperkerntemperaturrhythmus eine hohe Stabilität auf 6 12 mit einem starken Einfluss auf unsere Vigilanz/Wachheit oder Schafbedürfnis, Befindlichkeit und Wohlbefinden 13. Auch höherfrequente Rhythmen wie der 12 Stunden Rhythmus oder die Basalen Ruhe-Aktivitäts-Zyklen (BRAC) haben für die funktionelle Hygiogenese eine wichtige Bedeutung 7. In den letzten Jahren sind vielfältige Erkenntnisse zu sogenannten Clock Genes (Uhr-Genen) generiert worden. 2017 wurde der Medizin Nobelpreis Forschern für die Erforschung der Grundlagen der Uhr-Gene verliehen (deutsches Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/80646/Medizinnobelpreis-Wie-die-innere-Uhr-im-Zellkern-tickt).
Erkrankungen gehen dabei oft mit Verschiebungen der Tagesphasen von Funktionsmaxima und –minima (Phasenverschiebungen) oder mit Erhöhungen der Rhythmusfrequenzen einher 14. Neue Erkenntnisse weisen auch darauf hin, dass es zu Desynchronisationen zwischen der zentralen inneren Uhr im Nucleus suprachiasmaticus (SCN) und peripheren Organbezogenen Uhren kommen kann, was eine große Bedeutung für Gesundheit und Krankheit haben kann 15 16.
Der Behandlungsschwerpunkt Onkologie an der Klinik Arlesheim, die hier bestehenden umfangreichen Erfahrungen sowie die Zusammenarbeit mit dem Verein für Krebsforschung sind ideale Voraussetzungen für die Erforschung der in der onkologischen Abteilung praktizierten Integrativen Onkologie unter Anwendung von konventionellen Therapien wie Chemo-, Strahlen-, Antihormon-, oder moderner Targeted (Antikörper)-Therapien im Zusammenwirken mit Anthroposophischen Behandlungsansätzen. Die wissenschaftliche Untersuchung der dabei angewendeten medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien ist uns ein besonderes Anliegen. Ferner wird gerade auch im Bereich der onkologischen Rehabilitation auf Basis von Routine-Outcome (Fragebogenerfassung) neben der allgemeinen auch eine gezielte individualisierte Behandlung in Abhängigkeit der im Vordergrund stehenden Symptomenlast durchgeführt. Von besonderer Bedeutung auch in Hinblick auf unseren Forschungsfokus im Feld zwischen Onkologie und Schlafmedizin sind die oft als besonders belastend erlebten und Lebensqualität beeinträchtigenden Cancer-related Fatigue und krebsbezogenen Schlafstörungen
Die Klinik Arlesheim AG besitzt als einzige anthroposophische Klinik in der Schweiz sowohl eine ambulante als auch stationäre Betreuung von Patientinnen und Patienten mit neurologischen, psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen. Ein grosser Teil der Bevölkerung leidet an solchen – häufig zivilisatorisch begünstigten – Krankheiten. Die Tendenz ist steigend. Betroffene Patientinnen und Patienten suchen gern integrative, ganzheitliche Ansätze und Therapien, da diese vergleichsweise nebenwirkungsarm sind, keine Abhängigkeiten bewirken und häufig als nachhaltiger angesehen werden. Wie die verschiedenen anthroposophischen Therapien und Heilmittel optimal bei Erkrankungen in diesen Bereichen eingesetzt werden können, wird in speziellen Forschungsprojekten untersucht.
Translationale Forschung bewegt sich von der Grundlagenforschung zur patientenorientierten Forschung, zur bevölkerungsbezogenen Forschung und zurück und erfordert die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen.
In der translationalen Forschung zu Bryophyllum werden die Projekte häufig in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Perinatale Pharmakologie und Biochemie der Klinik für Geburtshilfe am Universitätsspital Zürich (Research Group PD Dr. phil. II (P) Ana Paula Simões-Wüst – Universitätsspital Zürich (usz.ch)) durchgeführt. In Fallserien und prospektiven vorher/nachher Studien wurden und werden die Wirksamkeit von Präparaten aus der Pflanzenart Bryophyllum pinnatum unter „real-world“ Bedingungen untersucht 1-3. Präparate aus Bryophyllum-Pflanzen werden in der anthroposophischen Medizin häufig eingesetzt, vor allem bei Angststörungen, Schlafstörungen, Unruhezuständen 4, und – seit den 70er-Jahren – bei vorzeitigen Geburtsbestrebungen 5, 6. In pharmakologischen und biochemischen Untersuchungen wurden neben sedierenden, auch myometrium-relaxierenden Wirkungen festgestellt 7, 8. In der Schweiz werden Bryophyllum pinnatum Präparate auch in konventionellen Institutionen zunehmend verordnet 3, bzw. empfohlen 9. In der Klinik Arlesheim sind Bryophyllum Präparate eines der am häufigsten eingesetzten pflanzlichen Heilmittel, wobei auch hauseigene, magistrale Präparate aus Bryophyllum daigremontianum verabreicht werden 10. Gerade in der Psychiatrie und Psychosomatik (Medizin - Psychiatrie – Klinik Arlesheim (klinik-arlesheim.ch)), wie auch in der Notfallstation (Notfallstation – Klinik Arlesheim (klinik-arlesheim.ch)) und in der Onkologie (Medizin - Onkologie – Klinik Arlesheim (klinik-arlesheim.ch)) werden Bryophyllum Präparate häufig eingesetzt.
Nicht-pharmakologische Therapien wie Rhythmische Massage Therapie (Therapie - Physiotherapie – Klinik Arlesheim (klinik-arlesheim.ch)) und therapeutische Sprachgestaltung (Therapie - Therapeutische Sprachgestaltung – Klinik Arlesheim (klinik-arlesheim.ch) ) oder Heileurythmie (Therapie - Heileurythmie – Klinik Arlesheim (klinik-arlesheim.ch)) können sich positiv auf den Verlauf verschiedener Erkrankungen 11, 12 oder in bestimmten klinischen Situationen 13 auswirken. Ihre Untersuchung ist zum Teil noch komplexer als diejenige der pharmazeutischen Produkte. Doppelgleisig geführte Studien, bei denen man physiologische bzw. biochemische Ergebnisse mit Therapiebeurteilungen aus Patientensicht ergänzt, haben sich in der Vergangenheit als sehr erfolgreich erwiesen. Diese Herangehensweise wurde in Untersuchung der Rhythmischen Massage Therapie 11, 14 und der Sprachtherapie 12 angewendet.
Auch eine naturverbundene, zum Teil durch Anthroposophie inspirierte Lebensgestaltung kann gesundheitsfördernd wirken. Um dieser Frage nachzugehen, wurden mehrere Forschungsprojekte in Kollaboration mit der Abteilung für Epidemiologie der Universität Maastricht der Universität Maastricht, in den Niederlanden, lanciert. Hier wurden für die Geburt-Kohortenstudie KOALA Teilnehmende mit vielfältigen Lebensstilen, inklusive mit unterschiedlichen Ernährungsweisen, rekrutiert 15. Verschiedene Ergebnisse deuten auf gesundheitsfördernde Wirkungen biologischer 16-18 und fleischarmer Ernährung 19 hin. Gerade im Zusammenhang mit den aktuellen Bemühungen für eine nachhaltigere Ernährung sind diese letztere Ergebnisse hoch interessant 20. Auch konnte bei Studienteilnehmenden mit einem naturverbundenen, zum Teil durch Anthroposophie inspirierten Lebensstil, eine markant niedrigere Einnahme von Antibiotika nachgewiesen werden 21. Ein zurückhaltender Umgang mit Antibiotika ist aufgrund der weltweiten steigenden bakteriellen Resistenz extrem wünschenswert.
Dieser Forschungsbereich wird von der AG psychometrische Saluto-Hygiogenese Forschung bearbeitet.
Der Schwerpunkt der Forschungsfragestellungen ist die Evaluation von Gesundheitsprozessen im Kontext der Integrativen-Anthroposophischen Medizin, welche neben physiologischen Parametern, gesundheitsbezogener Lebensqualität insbesondere auch mit Hilfe von Fragebögen zur Saluto- und Hygiogeneseforschung evaluiert wird. Hierbei finden Fragebögen zur Erfassung von autonomen Funktion und deren Regulation (Hygiogenese) wie z.B. die Fragebögen zur Trait autonomen Regulation (Trait aR) (Konstitution) 1 und State autonomen Regulation (State aR) (bezieht sich auf die letzte Woche) 2 Anwendung. Ferner interessieren neben physiologischen Gesundheitsprozessen vor allem auch psychische Gesundheitsprozesse wie Salutogenese wie z.B. mittels Sense of Coherence 3 oder der Internen Kohärenzskala (ICS) zur Erfassung innerer Kohärenz und Resilienz wie auch Thermokohärenz 4. Für einen hohen Sense of Coherence konnte gezeigt werden, dass dieser prospektiv in der Gesamtgruppe und bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung und Krebs-Patienten mit einem längeren Überleben verbunden ist 5 und bei Tumorpatienten mit einem ungewöhnlich günstigen Verlauf und mentaler Gesundheit verbunden ist 6. Ein gut ausgeprägter Ruhe-/Aktivitätsrhythmus ist bei kolorektalen Tumor-Patienten mit Lebermetastasen mit einer besseren Prognose verbunden 7 und bei Brustkrebs-Patientinnen ist eine hohe autonome Regulation ein Prädiktor für ein geringere Langzeit-Fatigue 8.
Die AG psychometrische Saluto-Hygiogenese bearbeitet ihre Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der gleichnamigen Arbeitsgruppe des Forschungsinstitutes Havelhöhe und in Kooperation mit der Gesellschaft für Klinische Forschung, Berlin. (siehe www.fih-berlin.de/saluto_hygiogeneseforschung.html)
Die internationale Validierung und Evaluation einzelner Fragebögen wie zur aR oder ICS führt die AG psychmetrische Saluto-Hygiogenese in Kooperation mit der S-HEAL (Saluto-Hygiogenetic Evaluation of Patient reported Outcome) -Studiengruppe (Prof. Erik Baars, (Hoghschool Leiden), Dr. Marcus Reif (GKF), Prof Gene Feder, Dr. Alyson Huntley (University Bristol), Dr. Roland Zerm (FIH, GKH), Annette Mehl (FIH) und Dr. Emanuela Portalupi (ARESMA) durch.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt stellt das Cancer-related Fatigue Syndrom (CRF) und Schlafstörungen bei Krebs dar. Hier erfolgten neben der Erforschung der zugrunde liegenden multidimensionalen Dysregulation auch die Entwicklung eines Interventionsprogrammes. Bei Brustkrebs-Patientinnen mit Cancer-related Fatigue entwickelte unsere Arbeitsgruppe (FIH) aus ein Therapiekonzept, das in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität Witten/Herdecke, der Gesellschaft für Klinische Forschung in zwei Studien evaluiert wurde und dabei klinisch relevante und nachhaltige Verbesserung von CRF und Lebensqualität bei Brustkrebs Patientinnen zeigen konnte 9 10 11. (www.fih-berlin.de/cancer-related-fatigue_schlaf.html). Diese Forschung wird unter Integration der Forschungsabteilung der Klinik Arlesheim fortgeführt. So werden Ergebnisse dieser Studien auch in der ambulanten onkologischen Rehabilitation berücksichtigt.
Ferner entwickeln wir in unserer Arbeitsgruppe Fragebögen zur Evaluation künstlerischer Therapien wie zur Eurythmietherapie oder Maltherapie 12 13 und führen Konzeptforschung und Interventionsstudien durch.
Referenzen Saluto-Hygiogenese Schwerpunkt
In der Abteilung für integrative Gastroenterologie liegt ein Schwerpunkt auf der Forschung zu funktionellen Magen-Darmstörungen. Im Allgemeinen interessieren dabei neben der Anwendung von diätetischen Massnahmen auch der Stellenwert von pflanzlichen Präparaten zur Behandlung von Verdauungsstörungen. Ziel ist es mit wissenschaftlichen Evaluationen zur soliden Evidenz dieser Behandlungsmethoden beizutragen. Aktuell wird eine prospektive klinische Studie durchgeführt, um die Wirkung von Amara (Bitter)-Tropfen bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie (d.h. abdominale Beschwerden nach den Mahlzeiten) zu prüfen. Gleichzeitig wird mit Hilfe einer innovativen 13C-Atemtesttechnologie untersucht, ob eine Verbesserung der Symptome mit Veränderungen der Magenentleerung einhergeht.
Darüber hinaus besteht ein wissenschaftliches Interesse in der Entwicklung neuer Untersuchungen zur Darstellung der Struktur, der Funktion und der Sensibilität des Verdauungssystems. Techniken, die in diesem Zusammenhang entwickelt wurden, werden nicht nur zur Diagnose eingesetzt, sondern auch zur gezielten und wirksamen Therapie funktioneller gastroenterologischer Beschwerden. Die Ergebnisse diesbezüglicher Arbeiten haben neue Einsichten in die alltäglichen Funktionen des Magendarmtraktes erbracht und wie sich diese bei Patienten mit Schluckbeschwerden, Reflux, Dyspepsie, Blähungen, Reizdarm und Stuhlinkontinenz, verändern.
Aktuell liegt der Schwerpunkt der Kinder- und Jugendmedizin in der Forschungaabteilung beim Thema Impfberatung. Auf der Basis der Erkenntnisse des nationalen Forschungsprogramms NFP74, Forschungsprojket 28 «Impfskeptische Eltern und Ärzte in der Schweiz» unter der Leitung von Prof Philip Tarr, an dem wir aktiv teilgenommen haben, arbeiten wir weiter an Instrumenten für eine ergebnisoffene Impfberatung, die die Eltern mit ihren Fragen und Sorgen ernst nimmt und ihnen hilft zu ihrem Impfentscheid zu kommen. Wir sehen das Thema Impfen im Spannungsfeld von Freiheit, Verantwortung, Ethik und Moral und erforschen was eine gute Entscheidung ausmacht und wie auch beim Impfentscheid Shared decision making zum Tragen kommen kann. Wir pflegen den Austausch und die Zusammenarbeit mit unseren schulmedizinischen und komplementärmedizinischen Kolleginnen und Kollegen und bringen uns aktiv in gemeinsamen Publikationen v.a. zum Thema Impfen ein.
Messbare, physiologische Veränderungen können objektive Evidenz für die Wirkungen und Wirksamkeiten von Therapien darstellen, wenn diese Therapien überzeugend als Ursache für diese Veränderungen identifizieren werden. Da der Organismus vielen Einflüssen ausgesetzt ist und über Selbstheilungskräfte verfügt, die auch von körperlichen und psychischen Verfassungen abhängen, ist es gar nicht so einfach Veränderungen möglichst zweifelsfrei den Wirkungen und Wirksamkeiten einer Therapie zuzuschreiben. Hierbei helfen spezielle Studiendesigns und Methoden. In der Diagnostik ist gut Definiert ab wann Messergebnisse gesunde Normalwerte oder krankhafte Abweichungen darstellen.
Die Analyse von Messungen physiologischer Rhythmen und ihr Zusammenspiel im Organismus, haben neben dem Potential deutlich auf Krankheiten hinzuweisen, auch die Stärke, feine Änderungen und Tendenzen in Regulationen abzubilden. In zeitlichen Mustern der Herztätigkeit (der Herzratenvariabilität), der Atmung und des Blutdruckgeschehens zeigen sich beispielsweise gesunde, gestörte oder pathologische Regulationsvorgänge, Entspannungs- und Erholungsqualitäten oder Anspannung und Stress.
Die Forschungsabteilung hat sich daher eingehend mit der Messung kardiovaskulärer und respiratorischer Rhythmen befasst und wie sich diese für verschiedene Diagnosen – z.B. bei kardiovaskulären, onkologischen, psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen – zwischen „gesund“ und „krank“ unterscheiden. Es wurde aber auch untersucht wie sich das Rhythmusgeschehen unter dem Einfluss anthroposophischer Therapien verändern und verbessern kann 1-4.
Zukünftig wird sich dieser Fokus auf Wirkungen, Wirkprinzipien und eventuell auf Wirksamkeiten der angewendeten Therapien weiter verstärken. Idealerweise in Kombination mit anderen diagnostischen und psychometrischen Datenerhebungen können Analysen physiologischer Rhythmen zur Evidenz von Therapien beitragen und helfen dahinterstehende Wirkprinzipien zu erklären. Die Methoden der Rhythmuserfassung und deren Analyse werden beständig verfeinert und weiterentwickelt. Zukünftig werden Rhythmusanalysen auch bei der Beurteilung von Schlaf und Schlafqualität erfolgen, um dadurch Massnahmen und Therapien zu untersuchen, die bei Schlafstörungen und bei Krankheiten allgemein eingesetzt werden, die sich nachteilig auf den Schlaf auswirken.
Tragbarer EKG Rekorder mit Elektroden und Thermistor für die Messung des Atemstroms. | Atemstrom (links) und EKG Messung (rechts) mit einem tragbaren Rekorder. | Kontinuierliche Blutdruckmessung. |
v. l. n. r.: Bernhard Wingeier, Clelia Sasseli, Matthias Kröz, Ana Paula Simões-Wüst, Daniel Krüerke, Tiffany Huber, Mark Fox, Siegward-M. Elsas
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