Das Geheimnis des gesunden Älterwerdens

Das Geheimnis des gesunden Älterwerdens

05. Februar 2025 Seite drucken

Es gibt viele Empfehlungen für ein gesundes Älterwerden. Wichtiger als alle Tipps und Tricks sind aber unsere Altersbilder und die Narrative, die unser Leben erzählen. Darin liegt das Geheimnis des gesunden Älterwerdens.

Wie wird man auf gesunde Weise älter? Oder, mit anderen Worten, was können wir aktiv tun, um uns im Alter eine gute Lebensqualität zu bewahren, uns vor Krankheiten zu schützen und länger zu leben?

Zu diesem Thema liefern Gesundheitsmagazine und Dr. Google allerlei Ratschläge, Tipps und Tricks. Sie decken alle möglichen Aspekte des Lebens ab, wie die Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, Aktivitäten und Trainings, die geistige Fitness, das soziale Leben oder medizinische Vorsorgeuntersuchungen.

Sie finden auch am Ende dieses Artikels eine kurze Liste von Anregungen. Aber nur als Zugabe. Zur Hauptsache wollen wir auf den Kern der Sache eingehen, der sich im alleinigen Blick auf Tipps und Tricks gelegentlich verbirgt wie der Wald vor lauter Bäumen.

Um den Schleier des Geheimnisses kurz und bündig zu lüften: Wie gesund oder wie kränklich wir altern, darüber entscheiden im Kern unsere Vorstellungsbilder vom Älterwerden. Und dies nicht erst im Alter! Wir reden hier von soziokulturellen Voreinstellungen, die uns steuern, lange bevor wir biologisch zu altern beginnen: von unseren Vorurteilen über das Altern.

Altersbilder beeinflussen das Älterwerden

Wir alle haben Vorurteile. Sie erfüllen durchaus ihren Zweck, indem sie uns dabei dienen, Situationen einzuordnen und komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen. Auch zum Thema Älterwerden hegen und pflegen wir negative oder positive Vorurteile bzw. Stereotypen, um in die wissenschaftliche Terminologie zu wechseln. Wie und in welchem Ausmass sich stereotype Bilder vom Älterwerden auf das eigene Altern auswirken, hat die Psychologin und Epidemiologin Dr. Becca Levy von der Yale University (USA) ausgiebig erforscht und vermochte verblüffende Ergebnisse zu Tage zu fördern:[1]

  • Erwachsene, die in jungen Jahren ein negatives Bild vom Älterwerden haben, entwickeln im Laufe des Lebens ein doppelt so hohes Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Vorfälle wie Gleichaltrige mit positiven Altersbildern. Diese Studie erstreckte sich über einen Beobachtungszeitraum von fast vier Jahrzehnten.[2]
  • Über 50-Jährige mit einem positiven Altersbild sind gesünder und leben durchschnittlich siebeneinhalb Jahre länger als Gleichaltrige mit einem negativen Bild vom Älterwerden. Die Untersuchungen zu dieser Studie liefen während zwanzig Jahren.
  • Es ist nicht so, dass die bessere Gesundheit zu einem positiven Altersbild führen würde, sondern umgekehrt: Ein positives Altersbild hat die Auswirkung, vor Krankheiten zu schützen und die Lebenserwartung zu verlängern.

Wir brauchen positive Altersbilder

Zu altern, hat in unserer Kultur ein überwiegend negatives Image. Wir verbinden damit Verluste und Defizite, Abbau und Zerfall. Wir haben Bilder im Kopf von älteren Menschen, die vereinsamen, depressiv werden, in die Demenz abgleiten und die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Dazu passt eine Leitkultur, die das Älterwerden stigmatisiert. Teile der Medizin pathologisieren sogar den biologischen Alterungsprozess, als wäre er eine behandlungsbedürftige Erkrankung.

Umso wichtiger ist es, sich von negativen Altersbildern zu befreien. Dabei können positive Rollenmodelle helfen. Gewiss ist es nicht allen gegeben, im AHV-Alter ein Startup zu gründen, eine eigene Modemarke aufbauen oder sich als ein «Granfluencer» in den Sozialen Medien einen Namen zu machen. Aber wir alle können nach unseren individuellen Vorlieben und Möglichkeiten im Alter produktiv, leistungsfähig und kreativ sein.

Auch die Lernfähigkeit bleibt im Alter erhalten. Zwar kommen dem menschliche Gehirn ein Leben lang Nervenzellen abhanden. Aber auch bei schrumpfender Hirnmasse kann man neugierig und weltoffen bleiben, sich in neue Wissensgebiete einlesen oder sich der Herausforderung stellen, eine Fremdsprache zu erlernen.

Wir brauchen neue Narrative

Positive Altersbilder zu entwickeln, ist die eine Seite des Geheimnisses, gesund zu altern. Seine andere Seite sind die Narrative, die sich damit verbinden. Schauen wir, wie spirituelle Denkströmungen auf das menschliche Leben blicken, sehen wir allenthalben als ein zentrales Erzählmotiv seine fortlaufende Verwandlung, die beständige Umformung, Transformation oder Metamorphose des Lebens.

Auch gemäss anthroposophischer Auffassung ist das menschliche Leben ein von Wandlungen geprägter Entwicklungs- und Reifeprozess, in dem sich Auf- und Abbau, Evolution und Involution phasenweise abwechseln und ausgleichen. Dabei kommt es auf der seelischen und geistigen Ebene in der Lebensmitte zu einer fundamentalen Umkehrung vom Nehmen zum Geben. Das ist eine Neuausrichtung des Lebens, die neue Narrative ins Spiel bringt:

  • Altersweisheit: Wir halten Rückschau auf unsere Leben und stellen Sinnfragen. Wir räumen unsere Biografie innerlich auf, ohne zu kämpfen. Wir werden innerlich gelassen, versöhnlich und lassen andere an unserer Gelassenheit teilhaben.
  • Güte und Liebe: Wir geben mehr, als dass wir nehmen. Wir stellen unsere Zeit- und Energiereserven der Welt zur Verfügung. Wir übernehmen ehrenamtliche Aufgaben oder kümmern uns um die Enkel.
  • Innere Zuversicht: Wir sind liebevoll gegenwärtig und gleichzeitig zukunftsoffen. Menschen mit einer starken inneren Zuversicht strahlen eine eigentümliche Lichtqualität aus.

metamorphose des seelenlebens

Sechs kurze Anregungen für ein gesundes Älterwerden

  1. Ernährung: Bevorzugen Sie pflanzliche Nahrungsmittel und vermeiden Sie Lebensmittel, die viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. Orientieren Sie sich beispielsweise an der fleischarmen mediterranen Küche.
  1. Essensmenge: Zügeln Sie die Kalorienzufuhr, aber ernähren Sie sich nährstoffreich, damit keine Mangelzustände aufkommen.
  1. Genuss- und Reizmittel: Reduzieren Sie den Tabak- und den Alkoholkonsum. Verzichten Sie ganz auf toxische Substanzen.
  1. Bewegung: Bewegen und belasten Sie den Körper regelmässig. Dabei ist die Sinnorientierung wichtiger als Leistungsdenken. Speziell zu empfehlen sind Tanzen sowie Alltagsbewegungen wie flottes Spazieren, Treppensteigen oder bewegungsbetonte Haus- und Gartenarbeiten.
  1. Starke Bindungen: Ziehen Sie sich sozial nicht zurück, sondern pflegen Sie aktiv Freundschaften sowie Beziehungen zu Nachbarn, Vereinskameraden und ehemaligen Arbeitskolleginnen und -kollegen.
  1. Spirituelle Orientierung: Lassen Sie sich darauf ein, sich im Alter innerlich zu verwandeln. Schaffen Sie Raum für Beschaulichkeit und Besinnung und spiegeln sie die innere Ordnung und Sammlung in äusseren Alltagsroutinen.

 

[1] Universität Zürich: Wie unsere Sicht aufs Älterwerden unser eigenes Altern beeinflusst. Abrufbar über diesen Link: https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/altern.html

[2] Levy B. Stereotype Embodiment: A Psychosocial Approach to Aging. Curr Dir Psychol Sci. 2009 Dec 1;18(6):332-336. Abrufbar über diesen PubMed-Link: PMC2927354

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gf

Dieser Blogartikel entstand im Rahmen des Vortrags «Lebensqualität im Alter - Anregungen für ein gesundes Älterwerden» des Gesundheitsforums vom 22.1.2025:
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