Seit der Coronakrise (2020-2022) erkranken deutlich mehr Menschen an Atemwegsinfekten und brauchen länger, um sich von einem Schnupfen, einer Nasennebenhöhlenentzündung, einer Bronchitis oder einer Mandelentzündung zu erholen. Ähnliches gilt für akute Entzündungen des Mittelohres.
Offensichtlich zahlen wir nun den Preis für all die Pandemiemassnahmen, die uns sozial distanziert, maskiert, isoliert und vereinsamt haben. Sie haben unseren Immunsystemen viele Gelegenheiten genommen, sich mit fremden Keimen auseinanderzusetzen.
Jeder Mensch hat eine ganze Aura oder Wolke von Keimen um sich. Je näher wir einander kommen, etwa in den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei der Arbeit, beim Essen usw., und je mehr soziale Kontakte wir haben, desto öfter und tiefer tauchen wir in fremde Keimwolken ein. Dabei exponieren wir uns allerlei Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die unser Immunsystem stimulieren.
Mangelt es an dieser Stimulation, flacht die Lernkurve unserer Immunkompetenz ab. Genau dies geschah während der Corona-Pandemie. Unsere Immunsysteme sind mehr oder weniger aus der Übung gekommen und nicht mehr ganz up-to-date.
Die gute Nachricht: Wir können die Lernkurve unserer Immunkompetenz durchaus nach oben korrigieren, indem wir angstfrei unter die Leute gehen. Wir haben diesbezüglich einen kollektiven Nachholbedarf und sollten soziale Kontakte als ein Immunkompetenz-Training begreifen. Infekte sind Teil dieses Trainings und lassen sich in den meisten Fällen mit einer natürlichen Behandlung unter Kontrolle bekommen.
Auch für Ohr- und Atemwegsinfekte gelten die drei Behandlungsprinzipien der integrativen Medizin: Beschwerden lindern, Ressourcen stärken und Entwicklung anregen.
Davon ist die Standardbehandlung von Ohr- und Atemwegsinfekten weit entfernt, denn sie greift immer noch (und obwohl die Behandlungsleitlinien davon abraten) zu Antibiotika sowie zu fiebersenkenden Medikamenten.
Antibiotika sind starke Werkzeuge der modernen Medizin. Aber von Ausnahmefällen abgesehen, sind sie bei Atemwegs- und Ohrinfekten unnötig. Wie Studien bei Kinder zeigen, gehen die Beschwerden und speziell das Fieber unter Antibiotika zwar schneller zurück, aber eine antibiotikafreie Behandlung holt diesen Vorsprung nach drei Tagen ein und erzielt im Endeffekt den gleichen Erfolg wie eine Antibiotika-Therapie.
Zudem mehren sich die Hinweise auf die Gefahren von Antibiotika: Kinder, die mit Antibiotika behandelt werden, haben ein höheres Risiko, Autoimmunkrankheiten, Übergewicht, Fettleibigkeit oder ADHS zu entwickeln.[i] Und bei Frauen gehen Behandlungen mit Antibiotika mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einher.[ii]
Die Natur ist voller antimikrobieller Substanzen, wie sie anthroposophische Präparate verfügbar machen. Sie erzielen bei Ohr- oder Atemwegsinfekten günstigere Krankheitsverläufe und verursachen deutlich weniger Nebenwirkungen als Antibiotika und konventionelle fiebersenkende Mittel. Dies zeigt eine internationale Studie, die den Therapieerfolg bei über 1000 Patientinnen und Patienten verglich.[iii]
Zu fünf Krankheitsbildern finden sie im Folgenden je sechs Behandlungsvorschläge. Sie basieren auf einer ärztlichen Selektion, dienen aber nur informativen Zwecken.
Speziell zu den äusseren Anwendungen wie Wickel, Auflagen und Einreibungen finden Sie praktische Anleitungen auf dem Online-Portal Vademecum. Äussere Anwendungen sind umso wertvoller, wenn sie in fürsorglicher Zuwendung erfolgen; sie sind eine Form der Beziehungsmedizin.
GeloMyrtol®
Wirkt antibakteriell und schleimlösend durch die ätherischen Öle, gewonnen aus Eukalyptusblättern, Myrtenblättern sowie der Schale von Süssorangen und Zitronen.
Sinupret®
Ein schleimlösendes und entzündungshemmendes Arzneimittel mit Wirkstoffen von fünf Pflanzen: Schlüsselblume, Gelbem Enzian, Schwarzem Holunder, Ampfer und Eisenkraut.
Nasenspray mit Meersalz
Meersalzhaltige Nasensprays befeuchten die Schleimhäute. Die Befeuchtung kann die Dauer einer Infektion verkürzen und deren Schwere verringern. Dazu ist erst kürzlich eine britische Studie veröffentlicht worden.[iv]
Wala Nasenbalsam
Ein anthroposophisches Heilmittel mit Auszügen aus Berberitze und Schlehe sowie ätherischen Ölen aus Cajeput und Eukalyptus. Wirkt zusammenziehend auf die Nasenschleimhaut, hemmt Entzündungen und löst den Schleim. Beruhigt und pflegt die trockene Nase.
Kopfdampfbad mit Kamille
Eine Dampfinhalation mit Kamillenblüten wirkt entzündungshemmend und abschwellend. Der Dampf befeuchtet die Atemwege und löst den Schleim.
Ferrum/Phosphorus/Prunus comp.
Eine immunstärkende Tropfenmischung aus Ferrum sidereum, Phosphor und Schlehe.
GeloMyrtol®
Ein pflanzliches Heilmittel mit ätherischen Ölen aus Eukalyptus, Myrte, Süssorange und Zitrone. Wirkt antibakteriell, verflüssigt den Schleim in den Nasennebenhöhlen und fördert seinen Abtransport.
Myristica sebifera
Dieser aus dem Saft des Talgmuskatnussbaumes gewonnene Wirkstoff vermag zähes Sekret zu lösen.
Nasenspray mit Berberis
Nasensprays mit Wirkstoffen der Berberitze befeuchten die Schleimhäute, hemmen Entzündungen und lösen den Schleim.
Fussbad mit Senf oder Ingwer
Warme Fussbäder mit Senfmehl oder Ingwer regen den Stoffwechsel in den Füssen kräftig an und entlasten so den gestauten Gegenpol Kopf.
Kopfdampfbad mit Kamille
Eine Dampfinhalation mit Kamillenblüten befeuchtet die Atemwege und wirkt schleimlösend bis in die Nasennebenhöhlen.
Meerrettich-Nasennebenhöhlenauflage
Die intensive Schärfe des Meerrettichs steigert lokal die Durchblutung, hemmt Entzündungen, fördert die Durchwärmung und löst Sekrete.
Apis/Belladonna
Inhaltsstoffe der Honigbiene sowie der Tollkirsche hemmen Entzündungen und reduzieren Schwellungen im Mund und Rachen.
Salbeitee
Die ätherischen Öle des Salbeis sowie dessen Bitter- und Gerbstoffe wirken entzündungshemmend, schmerzstillend und antibakteriell.
Propolis
Propolis ist ein von Honigbienen produziertes Kittharz, mit dem sie den Bienenstock gegen Bakterien und Pilze schützen. Die Substanz ist ein natürliches Antibiotikum.
Echinacea/Pyrit Lutschtabletten
Lutschtabletten mit Echinacea und Pyrit hemmen Entzündungen im Mund- und Rachenraum.
Archangelika-Salbe
Das ätherische Öl des Engelwurzes wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd.
Halswickel mit Zitrone oder Quark
Quark wirkt entstauend und entzieht dem Gewebe Abbauprodukte. Die Zitrone wirkt entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd. Beide eignen sich für Halswickel bei Mandelentzündungen.
Efeu-Extrakt
Auszüge des Efeus (Hedera helix) bringen Schleim in Bewegung und fördern das Abhusten.
Thymian comp.
Ätherisches Thymianöl wirkt antibakteriell. Es hemmt im Bereich der Atemwege Entzündungsreaktionen und löst Schleim und Krämpfe.
Eukalyptusöl
Das ätherische Öl der Eukalyptusblätter wirkt durchwärmend, entzündungshemmend sowie krampf- und schleimlösend.
Plantago Bronchialbalsam
Einreibungen und Brustauflagen mit Plantago (Spitzwegerich) spenden Wärme, lösen festsitzenden Schleim und erleichtern die Atmung und das Abhusten.
Rückenauflage mit Bienenwachs
Lokal angewandter Bienenwachs wirkt durchwärmend, entspannt und mobilisiert Schleim.
Ferrum/phosphoricum comp.
Eine Tropfenmischung aus Ferrum sidereum und Phosphor zur Stärkung des Immunsystems.
Probiotika
Eine akute Mittelohrentzündung ist die häufigste Indikation für eine Antibiotika-Therapie bei Kindern. Gemäss einer Cochrane-Übersichtsstudie hilft die präventive Einnahme von Probiotika, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Auch therapeutisch vermögen Probiotika, das Mikrobiom im Ohr wiederherzustellen.[v]
Apis/Belladonna
Inhaltsstoffe der Honigbiene sowie der Tollkirsche hemmen Mittelohrentzündungen und reduzieren Schwellungen.
Nasenspray mit Berberis
Nasensprays mit Wirkstoffen der Berberitze befeuchten die Schleimhäute und bringen sie zum Abschwellen.
Pulsatilla
Die Kuhschelle oder Küchenschelle liefert Wirkstoffe für ein homöopathisches Konstitutions-, Entzündungs- und Schleimhautmittel.
Zwiebelsäckchen
Die Zwiebel wirkt abschwellend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Das Zwiebelsäckchen ist für zwei Stunden auf das betroffene Ohr und um die Ohrmuschel herum zu legen.
Ferrum/phosphoricum comp.
Eine Tropfenmischung aus Ferrum sidereum und Phosphor zur Stärkung des Immunsystems.
[i] Aversa Z, Atkinson EJ, Schafer MJ, Theiler RN, Rocca WA, Blaser MJ, LeBrasseur NK. Association of Infant Antibiotic Exposure With Childhood Health Outcomes. Mayo Clin Proc. 2021 Jan;96(1):66-77. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33208243/
[ii] Simin J, Tamimi RM, Engstrand L, Callens S, Brusselaers N. Antibiotic use and the risk of breast cancer: A systematic review and dose-response meta-analysis. Pharmacol Res. 2020 Oct;160:105072. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32679181/
[iii]Harald J. Hamre, Michael Fischer, Marianne Heger, David Riley, Max Haidvogl, Erik Baars, Eileen Bristol, Michael Evans, Reinhard Schwarz, Helmut Kiene. Anthroposophische vs. konventionelle Therapie bei akuten Ohr- und Atemwegsinfekten: eine prospektive Outcomes-Studie. Der Merkurstab 2005;58(3):172-184. https://www.anthromedics.org/DMS-18678-DE
[iv]Little, Paul et al. Nasal sprays and behavioural interventions compared with usual care for acute respiratory illness in primary care: a randomised, controlled, open-label, parallel-group trial. The Lancet Respiratory Medicine, Volume 12, Issue 8, 619-632, August 2024. https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(24)00140-1/fulltext
[v] Scott AM et al. Probiotics for preventing acute otitis media in children. Cochrane Database Syst Rev. 2019 Jun 18;6(6):CD012941. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31210358/
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Dieser Blogartikel entstand im Rahmen des Vortrags «Atemwegsinfekte und Fieber natürlich behandeln!» des Gesundheitsforums vom 30.10.2024:
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