Grundtenor eines Burnouts ist die körperliche, emotionale und mentale Erschöpfung. Auf der körperlichen Eben werden die Betroffenen chronisch müde und energielos und entwickeln Beschwerden wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden.
Emotional drückt sich die Burnout-Erschöpfung in Niedergeschlagenheit, Überforderung und Hilfslosigkeit aus. Die Betroffenen empfinden eine innere Leere, verzweifeln und resignieren.
Auf mentaler Ebene verschlechtert sich die Einstellung zu sich selbst, zur Arbeit und zum Leben als Ganzen. Die Betroffenen verlieren die Selbstachtung und fühlen sich minderwertig.
Neben der Erschöpfung zeigen Menschen mit einem Burnout charakteristische Persönlichkeitsveränderungen. Sie entfremden sich von der eigenen Persönlichkeit und entwickeln eine distanzierte, negative Haltung bis zur Herzenskälte oder zum Zynismus. Gleichzeitig setzen sie sich eine Maske der Unantastbarkeit auf, reduzieren soziale Kontakte und ziehen sich komplett zurück.
Dies alles schlägt sich in der Schaffenskraft nieder. Es kommt nach einer anfänglichen Leistungszunahme zu einem allmählichen Abfall, weil die Betroffenen immer unfähiger werden, aufmerksam zu sein, sich zu konzentrieren und durchzuhalten.
Gemäss dem Burnout-Forscher Herbert J. Freudenberger kann man zwölf Stadien der Erkrankung unterscheiden. Sie zeichnen einen Bogen von anfänglichem Aktivismus über typische Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen bis zum finalen Zusammenbruch:
Chronische Erkrankungen ergeben sich aus verschiedenen Struktur- und Prozessveränderungen und deren komplexen Wechselwirkungen.
Angestossen und unterhalten werden diese Struktur- und Prozessveränderungen von vielerlei Faktoren, die im Zusammenspiel dazu beitragen, dass jemand ein Burnout entwickelt.
Zu den individuellen Faktoren zählen Persönlichkeitsmerkmale wie der Perfektionismus, eine geringe Resilienz und die Schwierigkeit, sich abzugrenzen. Und immer wieder bestätigen sich Clichés wie der hohe Idealismus in pädagogischen oder das Helfersyndrom in sozialen Berufen.
Ebenso gewichtig sind die äusseren Faktoren der Arbeitswelt wie eine zunehmende Arbeitslast, Zeitdruck, fehlende Wertschätzung und unklare Zuständigkeiten. Erschwerend hinzu kommen gesellschaftliche Normen und Erwartungen wie die mitteleuropäische Leistungskultur, die ständige Erreichbarkeit und fehlende Erholungszeiten.
Es gibt keine medikamentöse Burnout-Therapie, aber gewisse Medikamente können die Akuttherapie unterstützen, insbesondere Antidepressiva aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder sedierende Arzneimittel bei Schlafstörungen.
Davon abgesehen, dominieren nicht-medikamentöse Behandlungsformen die Akuttherapie von Burnout. Die Betroffenen lernen in der kognitiven Verhaltenstherapie, schädliche und selbstzerstörerische Denkmuster zu verändern, und arbeiten mit tiefenpsychologischer Hilfe an fundamentalen Konflikten und Persönlichkeitsmustern. Hinzu kommen Stressbewältigungstrainings.
Die langfristige Behandlung zielt darauf, die Lebensenergie wiederaufzubauen. Dies kann mit sportlichen Aktivitäten ebenso wie mit sanften Bewegungsformen (Yoga, Qigong, Tai-Chi) geschehen. Auch die Pflege von Hobbys und sonstige Aktivitäten, die Freude bereiten, sind sinnvolle langfristige Massnahmen.
Zudem brauchen Betroffene eine fortlaufende psychotherapeutische Begleitung und im beruflichen Umfeld ein Coaching und eine Supervision.
Bei schwerem Burnout empfehlen sich stationäre Reha-Aufenthalte, wie sie Kliniken mit Burnout-Spezialisierung bieten. Sie legen den Fokus auf Erholung, ein Belastbarkeitstraining und die berufliche Reintegration.
Die Anthroposophische Medizin betrachtet, untersucht und behandelt den kranken Menschen auf vier Ebenen: der körperlichen Ebene, der Ebene der Lebensfunktionen, der seelisch-sozialen Ebene und der individuell-biographischen Ebene. Sie hat den Burnout-Betroffenen auf allen vier Ebenen etwas zu bieten.
So helfen auf der körperlich-vitalen Stufe rhythmische Einreibungen, das vegetative Nervensystem zu harmonisieren, das von chronischem Stress immer betroffen ist. Auch die Misteltherapie kann nicht nur eine onkologische Behandlung begleiten, sondern bei chronischem Stress und chronischer Erschöpfung unterstützend und harmonisierend wirken.
Auf seelisch-sozialer Ebene helfen Kunsttherapien wie zum Beispiel das Malen, das Musizieren oder die Eurythmie. Das künstlerische Gestalten aktiviert die schöpferischen Wandlungs- und Selbstheilungskräfte, zu denen Menschen im Burnout den Zugang verloren haben.
Vor allem aber hat die Anthroposophische Medizin eine starke Affinität zu biographischen Sinnfragen, die sich bei einem Burnout häufig einstellen. Was für einen Sinn hat mein Leben? Lebe ich darin meine Werte?
Burnout kann zum positiven Wendepunkt werden, wenn es gelingt, die Sinnorientierung über das Leistungsdenken und die eigene Machtmotivation zu setzen. Letzten Endes geht es um eine spirituelle Neuorientierung mit dem Ziel, sich für das Leben wieder begeistern zu können.
Psychiatrie/Psychosomatik an der Klinik Arlesheim
In der Psychiatrie begleiten wir erwachsene Menschen ab 18 Jahren mit psychischen und psychosomatischen Problemen und Störungen sowohl ambulant als auch auf den Stationen der Psychiatrie und Psychosomatik.
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Dieser Blogartikel entstand im Rahmen des Vortrags «Begeisterung statt Burnout» des Gesundheitsforums vom 27.11.2024:
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